Schauen wir auf die 30 Jahre zurück, so bewegen uns ambivalente Gedanken und Gefühle. Einerseits haben wir eine Menge erreicht. Violetta ist eine verlässliche Partnerin in einem gut funktionierenden Netzwerk von Institutionen und Personen, das sich für den Schutz von betroffenen Mädchen, jungen Frauen und Jungen einsetzt.
Viele Betroffene haben wir auf ihrem Weg der Heilung unterstützt, und wir haben unterstützende Bezugspersonen und Fachkräfte beraten.
Wir haben immer wieder neue Themen in der Beratung identifiziert und aufgegriffen und Impulse zu ihrer Bearbeitung in die (Fach-)Öffentlichkeit getragen.
Immer wieder haben wir unsere Arbeit reflektiert und weiterentwickelt, im Team und mit unseren Vorstandsfrauen, aber auch mit anderen engagierten Personen und Institutionen.
Andererseits gibt es einen Berg an Herausforderungen: Noch immer finden zu viele Betroffene keine Unterstützung. Noch immer fehlt das Thema sexualisierte Gewalt in der Ausbildung der relevanten Berufsgruppen. Noch immer fehlen Schutzkonzepte in vielen Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche ein- und ausgehen. Noch immer verschließen Bezugspersonen, Fachkräfte und die Gesellschaft als Ganzes die Augen vor sexuellem Missbrauch – teils aus Hilflosigkeit, teils, weil sie sich nicht vorstellen können, dass in ihrem persönlichen Umfeld so etwas tatsächlich passiert…
Zudem erleben wir gerade einen gesellschaftlichen Backlash, der Mädchen und Frauen, Jungen und Männer auf veraltete Rollenzuschreibungen reduziert – die Flut rosafarbener Kleidung und Spielzeuge für Mädchen ist nur der sichtbarste Ausdruck.